Rust-DMA-Streit beim Linux-Kernel: Entwickler zieht sich etwas zurĂĽck

Nachdem Linus Torvalds das Veto von Christoph Hellwig zu Rust-Code im DMA-Mapping-Bereich ĂĽberstimmt hat, gibt Letzterer nun zwei von sechs Betreuerposten auf.

vorlesen Druckansicht 25 Kommentare lesen
Ein Pinguin sitzt vor dem Computer, der Linux-Quellcode und ein Rust-Logo anzeigt.

(Bild: Erstellt mit KI in Bing Designer durch heise online / dmk)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Streitereien um die Nutzung der DMA-Mapping-Codes von Linux haben eine weitere Konsequenz: Christoph Hellwig, der das Ganze mit einer öffentlich verkündeten Blockadehaltung ins Rollen brachte, zieht sich als Betreuer des DMA-Mapping-Codes von Linux zurück. Hellwig gibt auch zwei weitere Aufgaben auf, engagiert sich aber offenbar weiter fleißig bei der Entwicklung des Kernels.

Das Ganze passiert rund drei Wochen, nachdem Hellwig sein Missfallen der Rust-DMA-Schnittstellen öffentlich verkündet hat – und rund vier Tage, nachdem Torvalds sehr deutlich klarstellte, Hellwigs Widerstand im Zweifel zu übergehen: Betreuer von Teilbereichen des Kernels, die sich nicht in die Entwicklung von Rust for Linux und darauf aufbauenden Rust-Code einbringen, hätten dem Linux-Gründer und leitenden Entwickler zufolge schlicht kein Mitspracherecht, wie andere Teile des Kernels ihren C-Code nutzen.

Hellwig hat nicht nur die Betreuung des DMA-Mapping-Codes abgegeben, sondern auch die des von Configfs; darüber hinaus zieht er sich als offiziell eingetragener Begutachter von Vmalloc-Änderungen zurück, weil er dort laut eigener Aussage zuletzt wenig tätig war und er seine Arbeitslast reduzieren will. Vier andere Maintainer-Posten behält Hellwig, darunter jene als Betreuer des NVMe- und des NVMe-Target-Treibers. Seit seinen am Montag kund getanen Rückzügen hat er sich nach einer sehr groben Schätzung zudem weiter in einem üblichen Umfang in die Linux-Entwicklung eingebracht.

Hellwig ist ein langjähriger und äußerst aktiver Entwickler, der unzählige wichtige Verbesserungen zum Linux beigesteuert und anderen Programmierern immer wieder bei der Integration neuer Features unter die Arme gegriffen hat. Dabei hat er aber ähnlich wie Torvalds nie vor deutlichen Worten oder Konfrontationen zurückgeschreckt – und vor einigen Jahren sogar VMWare wegen einer GPL-Verletzung verklagt. Mit der Blockadehaltung zum Rust-DMA-Code und den daraus entstandenen Debatten hat er jetzt für enorm viel Wirbel gesorgt, denn dadurch haben sich zwei bekannte Entwickler aus der Linux-Entwicklung zurückgezogen: Der Rust-DMA-Streit beim Linux-Kernel – ein Analyseversuch

Um die ganze Sache noch einmal kurz aus Sicht des Autors einzuordnen, der die Linux-Entwicklung seit ĂĽber zwei Jahrzehnten intensiv beobachtet und dieser Tage selbst bei dieser involviert ist:

Die öffentliche Blockadehaltung von Hellwig samt dem jetzt bekannt gewordenen Rückzug war ein Manöver, das bei der Linux-Entwicklung nicht unüblich ist – und Meinungsverschiedenheiten oder Streitereien ähneln, wie sie in vielen Firmen hinter verschlossenen Türen jeden Tag passieren. Weil die Linux-Entwicklung über öffentliche Listen passiert, können jedoch alle zuschauen. Das hat Medien reichlich Futter (und über Werbung Einnahmen) beschert – und auch Experten und Schnackern viel zum Diskutieren geliefert. Letztlich hat das für bei weitem mehr Unruhe in der Szene gesorgt, als das Ganze eigentlich wert ist. Die größeren Probleme sind eigentlich jene, die rund um das Rust-DMA-Drama zum Abgang von zwei Entwicklern geführt haben, die nur teilweise etwas damit zu tun haben. Diese Probleme, wie hohe Hürden beim Beitragen von Code oder politisch ungeschickte Aussagen zentraler, sich nicht entschuldigender Entwickler, schwelten aber zuvor schon – und werden es wohl weiter tun, denn Verbesserungen in diesen Bereichen kommen kaum voran.

(dmk)