Frist fĂĽr Microsoft endet bald: Einigung mit CISPE um Lizenzbedingungen wackelt
Microsoft muss in den nächsten Wochen die Mehrmandanten-Version von Azure Local liefern. Ansonsten droht eine erneute Wettbewerbsbeschwerde des Verbandes CISPE.

Die Europa-Cloud.
(Bild: Bild erstellt mit KI in Bing Designer durch heise online / dmk)
Microsoft bleiben nur noch wenige Wochen, um eine multimandantenfähige Version von Azure Local fertigzustellen. Mit ihr sollen europäische Cloud-Anbieter auf ihren Infrastrukturen die Anwendungen und Dienstleistungen des US-Softwarekonzerns anbieten können. Hintergrund ist ein Abkommen mit dem Branchenverband Cloud Infrastructure Service Providers in Europe (CISPE) vom Juli 2024. Im Streit um geänderte Lizenzbedingungen der Azure-Cloud verpflichtete sich Microsoft, Azure Local innerhalb von neun Monaten zu erweitern. Im Gegenzug zog CISPE seine Wettbewerbsbeschwerde bei der EU-Kommission zurück.
Interne Quellen: Microsoft wird Frist reiĂźen
Wie der IT-Fachdienst The Register unter Berufung auf interne Quellen berichtet, werde es Microsoft bis zum Verstreichen der Frist kurz nach Ostern nicht schaffen, eine überarbeitete Version von Azure Local zu liefern. Das Unternehmen habe den Zeit- und Arbeitsaufwand für die Entwicklung unterschätzt. Weiterhin habe es seit einem Treffen mit CISPE-Vertretern im vergangenen Dezember keine Fortschritte gegeben. Einer anderen Aussage zufolge sei die Umwandlung von Azure Local in eine mehrmandantenfähige Cloud eine schwierige Aufgabe.
Beide Parteien hatten eine Multi-Tenant-Cloud mit der Überbelegung und -buchung von CPU und RAM, gemeinsam genutztem Speicher und Adressüberschneidungen vereinbart. Ebenso soll sie virtuelle Desktops auf Basis von Windows 11, kostenlose Sicherheitsupdates sowie eine Pay-as-you-go-Lizenzierung für SQL-Server enthalten. Als unabhängige Stelle übernahm das European Cloud Observatory die Überwachung und Beurteilung der Entwicklung. Informationen von The Register zufolge seien Beobachter bereits im Februar zu dem Schluss gekommen, dass Microsoft bei der Entwicklung hinter dem Zeitplan liege. Microsoft und CISPE gaben auf Anfrage der iX-Redaktion keine Stellungnahme ab.
Erneute Wettbewerbsbeschwerde möglich
Sollte Microsoft nach dem Ablauf der Deadline die vereinbarten Anforderungen nicht erfüllen, könnte CISPE die zurückgezogene Wettbewerbsbeschwerde bei der EU-Kommission erneut einreichen. Im Abkommen hatte der Verband zumindest angekündigt, das zu tun, sollte Microsoft nicht liefern. Was tatsächlich passiert, bleibt abzuwarten.
In seiner Beschwerde behauptete CISPE, dass der Softwarekonzern seine Vormachtstellung ausnutze, die Auswahl einschränke und die Kosten für europäische Cloud-Kunden in die Höhe treibe. Microsoft baue gezielte Hürden auf, damit eigene Software auf konkurrierenden Cloud-Plattformen in Europa nicht optimal funktioniere. Damit verzerre das Unternehmen den digitalen Wettbewerb in Europa.
Trotz der Unstimmigkeiten trat Microsoft im Januar 2025 dem europäischen Branchenverband als nicht stimmberechtigtes Fördermitglied bei. Eine Chance auf Mitbestimmung innerhalb des Bündnisses hat der US-Konzern damit nicht, da der Vorstand nur aus Vertretern europäischer Unternehmen bestehen darf. Microsoft ist damit nach AWS das zweite nicht-europäische Mitglied im CISPE.
(sfe)