WordPress-Konflikt eskaliert: Automattic muss Sperre von WP Engine aufheben
Im monatelangen Streit mit WP Engine muss WordPress-Betreiber Automattic vor Gericht vorerst eine Niederlage hinnehmen und den Zugriff wiederherstellen.

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)
Der WordPress-Betreiber Automattic muss dem Hostingdienst WP Engine den Zugriff auf Ressourcen und Plugins von WordPress.org erlauben. Das entschied ein kalifornisches Bezirksgericht in einer einstweiligen Verfügung. Zuvor hatte WP Engine wegen Geschäftsschädigung geklagt und verlangt, dass die Restriktionen von Automattic aufgehoben werden. Dieser Forderung gab die Richterin statt. Bereits seit drei Monaten streiten beide Parteien öffentlich um Markenrechte und Beteiligung an der Weiterentwicklung des Content-Management-Systems.
Automattic muss alle MaĂźnahmen gegen WP Engine einstellen
Nach der richterlichen Entscheidung muss Automattic bis spätestens Freitag den Zugang für WP Engine auf WordPress.org und dessen dort gehostetes Plugin Advanced Custom Fields wiederherstellen. Bestehende Installationen darf das Unternehmen nicht mehr durch Installation des eigenen Forks verändern und muss sie auf einen vorherigen Stand zurücksetzen. Ebenfalls muss Automattic das Auswahlfeld entfernen, mit denen Nutzer beim Login zusichern sollen, nicht mit WP Engine in Verbindung zu stehen. Auch die öffentliche Liste mit Kunden, die WP Engine verlassen haben, darf nicht online bleiben.
Mit der Entscheidung folgt das Gericht der Ansicht von WP Engine, dass sich Automattic geschäftsschädigend verhalten habe. Zwar erkannte die Richterin an, dass WP Engine die Ressourcen von WordPress als Geschäftsgrundlage benötigt und ohne einen Vertrag nutzt, aber stellte zugleich fest, dass Automattic nur im Fall von WP Engine dagegen vorgeht und andere Konkurrenten nicht belangt. Gegenüber The Register kündigte ein Sprecher von Automattic an, dass das Unternehmen gegen die Entscheidung vorgehen werde.
Ă–ffentlicher Streit um Markenrechte und Entwicklung
Die Maßnahmen ergriff Automattic im September, nachdem WordPress-Mitgründer Matt Mullenweg den Hostingbetreiber im Rahmen einer Keynote öffentlich verunglimpft hatte. Er warf WP Engine eine Markenrechtsverletzung und Irreführung der Kunden vor, weil der Namensbestandteil "WP" auf eine Geschäftsbeziehung der beiden Unternehmen schließen lasse. Aus diesem Grund mahnte Automattic WP Engine ab und verlangte eine Nachzahlung von Lizenzgebühren für die Nutzung der WordPress-Marke. Infolgedessen verklagte WP Engine den WordPress-Betreiber wegen Verleumdung und versuchter Erpressung (Az. 3:24-cv-06917).
Infolge der Ăśbernahme von WP Engine durch den Investor Silver Lake kritisierte Mullenweg, dass der Hostinganbieter mit dem quelloffenen CMS Geld verdiene, die Entwicklung aber nicht hinreichend finanziell oder mit eingereichtem Code unterstĂĽtze. Neben der WordPress-Community wĂĽrde auch Automattic selbst von einer solchen UnterstĂĽtzung profitieren, da das Unternehmen selbst ebenfalls einen Hostingservice fĂĽr WordPress anbietet. Das spaltete nicht nur die Community, sondern auch die Belegschaft von Automattic. Mullenweg bot Angestellten, die das Unternehmen wegen der Kontroverse verlassen wollen, eine Ausgleichszahlung an. Ăśber acht Prozent nahmen das Angebot an.
Die Anordnungen der einstweiligen VerfĂĽgung gelten bis zur UrteilsverkĂĽndung nach dem Prozess.
(sfe)