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Serdar Yegulalp
Senior Writer

Zed IDE angetestet

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26. Nov. 20257 Minuten

Zed ist von Grund auf für maschinennative Geschwindigkeit und Kollaboration ausgelegt. Wir haben den Visual-Studio-Code-Konkurrenten ausprobiert.

The Zed text editor, open to a page in a Python project, with syntax highlighting
Ein Python-Projekt im Text-Editor von Zed.

Foundry

Zed ist ein relativ junger Editor, die in Rust geschrieben wurde. Von seinen Entwicklern wird Zed als “Next-Generation Code Editor” beworben, der für die Zusammenarbeit von Mensch und KI konzipiert ist. Ursprünglich war Zed ausschließlich für Mac- und Linux-Systeme verfügbar. Inzwischen gibt es jedoch auch eine Windows-Version, was dem Code-Editor potenziell einer wesentlich größeren Nutzerbasis eröffnet.

Zed sollte immer noch als Preview-Version betrachtet werden. Aber es sind bereits genügend Funktionen vorhanden, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie sich die Arbeit mit Zed gestaltet – und wie sich der Ansatz von Visual Studio Code (VS Code) und anderen Code-Editoren derselben Klasse unterscheidet. Für unseren Test haben wir Zed in der Version 0212.4 in Augenschein genommen.

Zed – Setup & Konfiguration

Wenn Sie bereits VS Code oder Cursor nutzen, können Sie beim ersten Start von Zed Ihre Einstellungen importieren. Das umfasst beispielsweise Projekte, an denen Sie kürzlich gearbeitet haben. Allerdings keine Zed-spezifischen Einstellungen, die anders gehandhabt werden (dazu später mehr).

Standardmäßig stehen in Zed mehrere Themes zur Verfügung. Benutzer können Zed darüber hinaus so konfigurieren, dass eine Basis-Tastaturbelegung verwendet wird. Diese ist von anderen beliebten Editoren abgeleitet – nicht nur von VS Code, sondern auch von JetBrains-Produkten wie IntelliJ IDEA und PyCharm sowie von Sublime Text, Atom, Emacs und Cursor. Vim-Benutzer können außerdem auf einen “Vim Mode” zurückgreifen, um befehlsbasiert zu arbeiten.

Zed – der Look & Feel

Ein viel gepriesener Vorteil von Zed: Es handelt sich um eine plattformnative Anwendung. Im Gegensatz zu VS Code verwendet Zed weder Electron noch einen anderen Web-View-Wrapper. Stattdessen setzt die IDE auf nativen, GPU-beschleunigten Code, um die Benutzeroberfläche zu rendern. So lässt sich alles ohne Verzögerungen in der Größe anpassen und neu formatieren, einschließlich größeren Textdateien.

Das Layout von Zed ähnelt dem der meisten anderen modernen Code-Editoren: Dateien werden in Registerkarten mit seitlichen Panels geöffnet, die sich ein- und ausblenden lassen. Standardmäßig bieten diese Zugriff auf:

  • einen Datei-Browser für das aktuelle Projekt-Verzeichnis,
  • Echtzeit-Collaboration-Funktionen,
  • Outlining,
  • Versionskontrolle,
  • Terminals,
  • Debugging/Breakpoints,
  • Editor-weite Benachrichtigungen sowie
  • ein Interface für den Zed-Agenten.

Der obere Teil des Editors verfügt standardmäßig nicht über ein sichtbares Anwendungs-Kontextmenü. Stattdessen werden hier die Informationen zum aktuellen Projekt angezeigt. Ein Klick darauf genügt, um ein übersichtliches Schnellmenü aufzurufen, über das sich andere Zed-Instanzen in den Vordergrund holen lassen. Um die Menüs anzuzeigen, klicken Sie entweder auf das Hamburger-Symbol oben links – oder die F10-Taste.

Wenn Sie Einstellungen aus einem anderen Editor importiert haben, stellen Sie fest, dass einige davon nicht direkt auf Zed übertragen werden. So wird beispielsweise die Zeilenumbruchfunktion in Visual Studio Code mit Alt+Z genutzt. Trotz migrierter VS-Code-Einstellungen kommt dafür bei Zed Ctrl+K gefolgt von Z zum Einsatz.

Die integrierte KI von Zed

Zed verfügt über ein integriertes Large Language Model (LLM) namens Zeta. Dieses ist standardmäßig aktiviert und kann Code-Vorschläge liefern. Dieses Feature haben wir im Rahmen einer Python-Beispielanwendung (ein einfaches Wiki, das Markdown mit Templates in HTML umwandelt) mit Zed getestet.

Wie bei den meisten anderen KI-Coding-Tools sind auch die Vorschläge, beziehungsweise “Predictions” von Zeta eher zufällig. Aber das LLM lieferte einige überraschend akkurate und nützliche Code-Schnipsel, als es darum ging, die standardmäßigen Teile des Programms zu schreiben. Alles, was darüber hinausging, war allerdings eher störend. Deswegen haben wir die Funktion dann auch wieder deaktiviert. Auffällig war diesbezüglich auch, dass das KI-Modell dazu neigte, die Einrückungsebenen im eingefügten Code zu verfälschen –  was im Fall von Python ein nicht unerhebliches Problem darstellt.

Zed editor showing edit predictions
Das in Zed integrierte LLM stellt Code-Vorschläge standardmäßig zur Verfügung – gratis allerdings nur in begrenztem Umfang.

Foundry

Davon abgesehen lässt sich auch festlegen, für welche Dateitypen Bearbeitungsvorschläge angezeigt werden und wie “aggressiv” diese ausfallen sollen. Sie können Zeta etwa anweisen, nur dann Vorschläge zu machen, wenn die LSP für die Sprache, in der Sie schreiben, keine Vorschläge anbietet.

Im kostenlosen Tarif von Zed stehen 2.000 Vorhersagen pro Monat zur Verfügung. Wenn Sie mehr wollen, müssen Sie ein Abonnement abschließen (ab zehn Dollar pro Monat). Sie können Zed außerdem auch mit fast allen anderen externen KI-Agenten (wie Claude Code) verbinden. In einem praktischen Kick-out-Panel sind alle wichtigen Agenten und Services aufgelistet, mit denen Sie sich verbinden können.

Mit Blick auf den Datenschutz ist festzuhalten: Zeta sammelt Trainingsdaten aus dem Code, den Sie eingeben. Allerdings nicht standardmäßig, sondern nur, wenn es eine kompatible Open-Source-Lizenzdatei identifiziert. Und: Sämtliche KI-Funktionen von Zed lassen sich auch vollständig deaktivieren.

Collaboration mit Zed

Die Collaboration-Funktionen von Zed sind ebenfalls direkt in das Produkt integriert und werden nicht über ein Plugin hinzugefügt. Benutzer melden sich einfach mit ihren GitHub-Anmeldedaten an, und können dann ein hierarchisches Set von “Channels”, beziehungsweise virtuellen Arbeitsbereichen erstellen oder diesen beitreten.

Channels verfügen über ein Standarddokument, das von allen Personen mit entsprechenden Berechtigungen gemeinsam bearbeitet werden kann. Projekte, an denen Sie arbeiten, können über einen Channel geteilt werden. Darüber hinaus fungieren Channels auch als Gruppen-Voice-Chat-Systeme – ähnlich, wie man das von Discord oder Slack kennt.

Die Collaboration-Funktionen von Zed sind vorerst kostenlos nutzbar – allerdings lassen sich die Entwickler hinter dem Editor für die Zukunft die Möglichkeit offen, dass sich das ändert.

Zed-Extensions

Auch Zeds Funktionalitäten lassen sich zusätzlich mit Drittanbieter-Extensions erweitern. Und selbst in dieser frühen Phase seiner Entwicklung verfügt Zed über eine überraschend große Anzahl von Erweiterungen – auch für relativ nischige Anwendungen. So gibt es beispielsweise eine Extension für die Syntaxhervorhebung von Cython-Code.

Einige Funktionen, die man eigentlich von Erweiterungen erwarten würde, sind zudem direkt in Zed integriert – etwa Support für Python. Ein Nachteil dieser Konfiguration: Sämtliche Upgrades sind an Updates von Zed selbst gebunden (allerdings wird die IDE relativ häufig aktualisiert).

Ein weiteres mögliches Problem mit Blick auf Extensions: Es gibt in Zed keinen Mechanismus, um diese projektbezogen ein- oder auszuschalten. Um eine Erweiterung zu deaktivieren, muss sie vollständig deinstalliert werden (das könnte sich künftig allerdings ändern).

Zed IDE – unser Testfazit

Zed bietet Entwicklern zweifellos eine komfortable, performante und Plattform-native Erfahrung, die in einem wirtschaftlicheren Paket daherkommt als Web-UI-Projekte wie VS Code. Der Kern von Zed – also der Editor selbst und die meisten seiner Extensions – werden zudem dauerhaft kostenlos bleiben.

Offen ist hingegen, wie viele der übrigen Funktionen von Zed (insbesondere das LLM und die Collaboration-Funktionen) letztendlich kostenpflichtig werden – und wie sich das im Laufe der Zeit auf das bestehende Ökosystem ähnlicher Tools auswirken wird. Vorerst lohnt es sich auf jeden Fall, Zed zumindest einmal auszuprobieren. (fm)

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Serdar Yegulalp

Serdar Yegulalp is a senior writer at InfoWorld. A veteran technology journalist, Serdar has been writing about computers, operating systems, databases, programming, and other information technology topics for 30 years. Before joining InfoWorld in 2013, Serdar wrote for Windows Magazine, InformationWeek, Byte, and a slew of other publications. At InfoWorld, Serdar has covered software development, devops, containerization, machine learning, and artificial intelligence, winning several B2B journalism awards including a 2024 Neal Award and a 2025 Azbee Award for best instructional content and best how-to article, respectively. He currently focuses on software development tools and technologies and major programming languages including Python, Rust, Go, Zig, and Wasm. Tune into his weekly Dev with Serdar videos for programming tips and techniques and close looks at programming libraries and tools.

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