Schon bald werden KI-Agenten besseren und cleaneren Code schreiben als jeder Mensch. Was gut ist, kommt wieder. Vielleicht. Irgendwann.Pressmaster | shutterstock.com Ich weiß, dass ich in meinen Beiträgen des Öfteren darauf herumreite, dass ich alt und schon lange dabei bin. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen: Das liegt daran, dass ich echt alt und schon lange dabei bin. Mein erster Kontakt mit dem Internet fand im Jahr 1993 statt – als das Web nicht viel mehr als eine Sammlung von Links darstellte. Meine erste selbst erstellte Webseite (leider nicht über Wayback Machine verfügbar) war buchstäblich eine einzige große, überquellende index.html-Datei im Root meiner Directory. Darauf, dass die Abschnitte meiner Seite von Regenbogen-GIFs abgetrennt wurden, war damals ziemlich stolz. Zwischen den Bildchen gab es Infos zu meinen Hobbies und Lienlingsfilmen zu lesen. Und natürlich durfte auch eine “Under Construction”-Sektion nicht fehlen. Nicht zu vergessen: blinkender Text. Viel blinkender Text. In diesem Artikel möchte ich darauf zurückblicken, wie Programmierarbeit (für mich) einst ausgesehen hat, wie sie heute aussieht – und was mir, beziehungsweise uns allen noch bevorsteht. Programmieren gestern Meine Web-Entwicklungsarbeit startete ich Mitte der 1990er-Jahre. Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als JavaScript und CSS auf den Markt kamen. In den Anfängen fühlte sich Programmieren mit JavaScript ein bisschen so an, als würde man einen Pullover stricken. Nur eben mit Ofenhandschuhen (die guten, dicken aus Baumwolle). Erst mit dem Aufkommen von jQuery wehte ein erster Hauch von Ordnung durchs Web Development. Schließlich verlieh die Bibliothek ein gewisses Maß an Kontrolle über das Document Object Model (DOM) des Browsers. Dass jeder Browser wieder eine etwas andere Art an den Tag legte, mit dem DOM umzugehen, ist wieder eine andere Geschichte. Damit war die Benutzeroberfläche versorgt. Anwendungen zu erstellen, Module zu strukturieren und alle anderen Softwareentwicklungs-Tasks blieben eine Herausforderung. Bald darauf brach dann der große Hype um JavaScript-Frameworks für die Webentwicklung aus – und gefühlt jeder brachte eines auf den Markt. Backbone, Knockout, Meteor, Ember und AngularJS sind nur die Beispiele die eine (größere) Anhängerschaft fanden. Als sich die Wogen geglättet hatten, waren alle React-Entwickler. Mit Ausnahme der Angular-, Vue- und Svelte-Entwickler. Und dann wurde uns klar, dass Single-Page-Anwendungen (SPAs) gar nicht so toll waren und wir im Web hauptsächlich Blogs und andere Dokumente veröffentlichen. Also waren wir wieder am Anfang. Macht aber nichts, denn heute müssen wir uns um all das nicht mehr kümmern. Programmieren heute Im März 2025 – also in KI-Zeit etwa eine Million Jahre – habe ich meine Erfahrungen mit dem Vibe-Coding-Trend öffentlich gemacht. Inzwischen wird das von vielen schon als Synonym für Softwareentwicklung angesehen. Die Webseite, die ich in meinem Selbstversuch mit Vibe Coding erstellt habe, funktioniert. Und zwar einwandfrei, inklusive Authentifizierung, Protokollierung und API-Key-Tracking. Die KI – Claude Code – hat auf meine Anweisung die Seite auch mit meinem derzeitigen Framework-Favoriten Astro programmiert. Der Code ist wirklich gut – die Ergebnisse geradezu erstaunlich. Schließlich hat das nur circa eine Woche gedauert. Und das ohne eine einzige Zeile Code zu schreiben. Tatsächlich habe ich nach einer Weile auch damit aufgehört, mir den Code anzuschauen. Und schon war es mir irgendwie auch egal, ob Claude die Dinge auf “Astro-Art” erledigt. Mit Blick auf die Zukunft wird man sich aber selbst darum nicht mehr kümmern müssen, solche Anweisungen zu geben. KI-Agenten finden schließlich (voraussichtlich) mit der Zeit selbst heraus, wie die richtige Vorgehensweise aussieht. Programmieren morgen Ähnlich wie sich diese Zukunftsaussicht für mich anfühlt, müssen sich Assembly-Entwickler gefühlt haben, als Compiler aufkamen. Sie wussten genau, wie man sauberen, kompakten und gut strukturierten Code schreibt. Und auch wenn frühe Compiler noch grob und ineffizient waren, dauerte es nicht lange, bis sie ihren Job besser machten als jeder Mensch. Heute schreibt übrigens (fast) niemand mehr Assembly-Code. Und Geschichte wiederholt sich ja bekanntlich ab und zu. Meine Prophezeihung: Demnächst schon werden KI-Agenten besseren Code schreiben als jeder menschliche Entwickler. Dabei kommt dann auch sehr wahrscheinlich das richtige Web-Framework zum Einsatz. Und selbst wenn nicht, das interessiert keinen mehr, solange die Anwendung funktioniert. Bleibt festzuhalten: Code schreiben ist out. Und in Bälde werden wir alle dieselbe Programmiersprache nutzen: natürliche Sprache. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? 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